70 Jahre Jugend- und Stadtkapelle Wemding – ein Benefizkonzert zum Jubiläum

Dienstag, 20. Mai 2025

Der Erlös des feierlichen Konzertes in der Stadtpfarrkirche kommt der Wemdinger Tafel zugute.

Stadtpfarrer Wolfgang Gebert hob in seiner Begrüßung die enge Verbindung der Jugend- und Stadtkapelle mit dem kirchlichen Leben in Wemding hervor. Ob bei besonderen Gottesdiensten oder Prozessionen, immer wieder stehen die Musiker mit ihrem verdienten Dirigenten Peter Million zur feierlichen Gestaltung bereit. Deshalb war die Stadtpfarrkirche St. Emmeram für das erste von drei Konzerten im Jubiläumsjahr – als Kirchenkonzert konzipiert - auch der geeignete Raum.

Mit „Praise the Lord“ (Michael van Delft) stand das Lob Gottes am Anfang des Konzertes. In den verschiedenen Registern erklang immer wieder das „Lobet den Herrn“. Schon hier verriet die Kapelle, dass sie sich bestens vorbereitet hatte und unter der sicheren Stabführung ihres Dirigenten ein beglückendes Konzert erwarten ließ. Stadtpfarrer Wolfgang Gebert verband in seinen Anmoderationen der Stücke deren Inhalte mit ihrer Entstehungsgeschichte und dem religiösen Umfeld unserer Zeit.

In einem bedächtigen Schrittmaß erklang nun der „King Robert Marsch“, der zur Krönungszeremonie von Robert I. 1306 in Schottland geschrieben wurde. Das Arrangement von James L. Hosay schuf im korrespondierenden Spiel zwischen Flöten und kleiner Trommel einen besonders reizvollen Eindruck.

Die „Toccata und Fuge d-moll“ (Johann Sebastian Bach) von der Orgel für Blaskapelle zu übertragen, mag verwegen erscheinen. Die Musiker zeigten sich der Aufgabe, die Bearbeitung von Jan van Kraeydonk zu Gehör zu bringen, aber durchaus gewachsen, wenngleich die Transparenz des Orgeloriginals in dieser Besetzung kaum zu erreichen ist.

Sehr besinnlich war der Grundtenor von „Eventide Fall“ (Arr: Alfred Bösendorfer), der die Augenblicke des Dunkelwerdens im menschlichen Leben thematisiert aber zugleich in der tiefsinnigen Kernmelodie die Zuversicht vermittelt, dass Gott den Menschen nicht allein lässt.

„Bye Bye Spirituals“ (Luigi di Ghisallo) zeichnete die Situation der tristen amerikanischen Sklaverei nach. Präzise gestaltete Rhythmenwechsel sowie das  korrespondierende Spiel von Trompeten (Solo: Valentin Braun) und Hörnern schufen spannende Klangmomente, zudem bekannte Titel wie „Amazing grace“, „O happy day“ und „Amen“ das Publikum  in den Bann zogen.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass klassische Melodienbögen und rockige Bearbeitung sich nicht ausschließen, bekamen die Zuhörer mit dem Titel „Choral and Rock out“ (Ted Huggens) präsentiert. Die gleichmäßig dahinschreitende Melodie mündete in die lebhafte Rockversion und endete nach einer fugenhaften Fortführung durch verschiedene Instrumentengruppen in einem kadenzartigen Schluss.

Andacht und Tiefe vermittelte die Melodie „Ich bete an die Macht der Liebe“ (Dmitri Bortniansky). Es gelang den Musikern durch ihr absolut tonreines und einfühlsames Spiel diese Empfindungen auf die Zuhörer zu übertragen und eine nahezu feierliche Stimmung in der Kirche zu schaffen.

Nahtlos schloss sich „Classicel Canon“ an, in dem André Waignein den Kanon von Johann Pachelbel zitierte. Über einem das Thema ständig wiederholenden Bass entfalteten die in der Folge einsetzenden Instrumente einen wuchtigen Wohlklang, der dann wieder zum absolut meditativen Piano zurückgeführt wurde.

Drei auf- und wieder absteigende Töne sind die Bausteine des „Halleluja“, aus denen der kanadische Musiker Leonard Cohen diese schlichte und ergreifende Melodie geschaffen hat. Die Textfassung schildert darin die Melodie, die König David zur Ehre Gottes gespielt hat.

Einen besonderen persönlichen Bezug zu Dietrich Bonhoeffer schilderte Stadtpfarrer Gebert. In unmittelbarer Nähe zu seinem Heimatort Flos wurde der evangelische Theologe im Konzentrationslager Flossenbürg in den letzten Kriegstagen hingerichtet. Sein Vermächtnis „Von guten Mächten treu und still umgeben“ vertonte Siegfried Fietz. Die Melodie schildert die Situation des Abschiednehmens und der Geborgenheit in Gottes Hand. Die dunkel wirkende Vertonung, die sich allmählich zum strahlenden Schlussakkord entfaltet, wurde vom Dirigenten sehr überzeugend interpretiert und von den Musikern stilsicher umgesetzt.

Mit „Highland Cathedral“ (Arr: Siegfried Rundel) kehrten dann nochmals schottische Klangelemente in den Kirchenraum zurück. Wenn der Dudelsack auch nicht „leibhaftig“ in der Kapelle anwesend war, so konnte man ihn durch die Instrumentierung doch immer wieder nachempfinden. Das getragene Schritttempo wurde durch die dezente Begleitung des Schlagwerkes einfühlsam unterstützt. Offensichtlich ein Lieblingsstück der Kapelle, wurde es auch zur Zugabe ausgewählt.

Wie am Ende kirchlicher Feiern das „Amen“ steht, so endete auch dieses Konzert, allerdings mit dem „Amen“ von Paul Stanék (+ 5. März 2025). Das andächtige, ergreifende Hauptthema wurde vom Bariton vorgestellt und erfuhr seine Ergänzung im zweiten Thema mit den Holzbläsern und Trompeten. Wie in vielen Stücken dieses Konzertes entfalteten sich auch hier die Themen allmählich zum großen und eindrucksvollen Schlussklang.

Den begeisterten Applaus der Zuhörer (einige Plätze sind leider leer geblieben) haben sich Musiker und Dirigent in hohem Maße verdient. Das Programm, stilsicher für den kirchlichen Raum von Peter Million zusammengestellt und geleitet, wurde von den 27 Musikern versiert gemeistert und war schließlich auch das Ergebnis langer und intensiver Aufbau- und Probenarbeit. Es hat Vorfreude geweckt auf die kommenden zwei Jubiläumsveranstaltungen mit der Serenade am Johannisweiher und dem Jahreskonzert vor dem 1. Advent.

(Text: Theo Knoll)

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